Falls sich Glücklichsein durch Lächeln, Lachen und lebendige Bewegungen zeigt, dann sind die Litauer, Letten und Esten in den Augen von durchreisenden Touristen (= wir) nicht glücklich. Ist es hineininterpretiert, wenn ich meine, die Jahrzehnte der russischen Herrschaft und Unterdrückung in den Menschen des Baltíkums zu spüren?
Wie bereits in einem früheren Beitrag geschrieben, wird hier im Baltikum wenig Offenheit und Lächeln gezeigt. In kurzem Austausch mit Schalterbeamten, Busfahrern, Zugschaffnern oder Menschen auf der Straße (wobei wir meistens jüngere Menschen ansprachen) spürten wir Freundlichkeit aufblitzen, aber sonst wirkten die Menschen in Stadt und genauso auf dem Land in sich gekehrt, verschlossen. Junge Leute, die Englisch sprechen waren jedoch sehr hilfsbereit, wenn man sie ansprach, die ältere Generation tat sich schwer mit Englisch, war ja mit Russisch als Fremdsprache aufgewachsen und wir begegneten Hilflosigkeit.
Auffällig war überall die Verfügbarkeit von Alkohol – viele Läden, die von Bier über Wein bis hin zu härteren Sachen alles anzubieten hatten. Auf der Straße ist allerdings Alkoholkonsum verboten und wir sehen kaum Betrunkene in der Öffentlichkeit.
Die Verkehrsdichte ist längst nicht so wie in Deutschland, allerdings kam ich mir in den drei Hauptstädten Vilnius, Riga und Tallinn oft wie in einem High-class Autosalon vor. Hier fuhren und standen Wagen am Straßenrand, die ich in Frankfurt nur auf Fotos der jährlichen Automobilausstellung gesehen hatte. Hin und wieder staunte ich, wenn im Hinterhof eines heruntergekommenen Hauses ein großer BMW oder Porsche stand. Als Statussymbol scheinen Autos sehr wichtig zu sein, die Pflege der Häuserfassaden weniger. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie es innen in den Häusern ausschaut.
Unangenehm war mi das riesige Fleischangebot in Läden und Restaurnts: viel Schwein und Rind, im besten Fall Geflügel – und das bereits zum Frühstück. Fisch war vielfach geräuchert und eingeschweisst, Fischbrötchen gab es nirgendwo, nicht mal an den Küstenbereichen. Wenn wir eine Küche zur Verfügung hatten, nutzten wir gerne die Gelegenheit, vegetarisch zu leben.
Das Baltikum bietet Extreme: super Internetverbindungen (auch 5G) überall, gute Busverbindungen, elektronische Verfügbarkeit von Tickets mit gleichzeitiger Reservierung der Sitzplätze einerseits und andererseits noch viele heruntergekommene Häuser, Fassaden, die einen deprimieren, aber auch schöne Architektur in den Großstädten, viel grüne Landschaft und wunderschöne Küstenbereiche.
Und das war unsere Route durch das Baltikum: