Nach einer sehr rumpeligen Fahrt kommen wir etwas erschöpft in Pokhara an (es ist Anfang März 2020). Die Stadt begrüßt uns mit Sonnenschein und als wir unser gebuchtes Zimmer mit Balkon beziehen, sind wir einfach nur glücklich über den Ausblick über den See und das milde Wetter. Hier ist es wärmer als in Kathmandou, was kein Wunder ist, weil Kathmandou auf ca. 1300m liegt und Pokhara auf um die 900m. Wir wohnen am Stadtrand im Lakeside Viertel, in dem die meisten Touristen wohnen. Die Touristen hier sind aber meistens Bergwanderer und Paraglider und so gibt es Unterkünfte und Restaurants in allen Preislagen, manche Kneipen und Esslokale sind hippiemäßig und abends wird dann auch mal am Tisch mit Freunden ein Joint rumgereicht, haben wir gesehen. An der Hauptstraße reihen sich die Trekking Agenturen und Outdoorläden aneinander.
Wir sind zu einer Trekkingagentur gegangen, die sich 3Sisters nennt, da drei nepalische Schwestern diese Agentur in den 80ern gegründet haben mit dem Ziel, Frauen als Bergführerinnen auszubilden und etwas für die Verbesserung der Lage der Frauen in Nepal zu tun. Inzwischen ist aus einer kleinen Agentur ein großes Unternehmen mit verschiedenen Zweigen und Vertretungen in anderen angrenzenden Ländern im Bereich des Himalayas geworden. Wir haben spontan für den folgenden Tag eine Tageswanderung mit einem Führer gebucht (die Frauen waren gerade nicht da) und sind mit dem Jeep ½ Stunde gen Bergwelt gefahren und dann zu einem Ökodorf hinaufgewandert. Wir Glückspilze hatten strahlenden Sonnenschein und die Berge zeigten sich den ganzen Tag, was nicht selbstverständlich ist.
Oben auf dem Berg im Ökodorf überraschenderweise gerade eine Art Bollywoodfilm gedreht wurde, haben wir dort nur kurz etwas getrunken und sind dann zu einer Lodge, einer kleinen Unterkunft am Berg zurückgegangen, wo uns eine junge, ehemalige Bergführerin der 3Sisters eine köstlich Nudelsuppe mit Gemüse zubereitet hat, das sie vor unseren Augen aus dem Garten geholt hat.
Von unserer Unterkunft sehen wir jeden Tag die Weltfriedensstupa und machen uns daher nach einem faulen Tag am See auf den Weg dorthin auf. Zuerst geht es mit einem Ruderboot ca. ½ Stunde über den See und dann steigen wir 1 ¼ Stunden viele Stufen und einen steilen Weg nach oben. Wieder haben wir Sonnenschein und wunderschöne Ausblicke schon unterwegs.
Inzwischen hören wir immer dramatischere Nachrichten vom Corona-Virus und fühlen uns gleichzeitig so wohl in Pokhara, dass wir beschließen, unser 4-Wochen-Visum zu verlängern, zumal es hier in Nepal nur einen geheilten Corona-Fall geben soll (Stand 15.3.20) und alle ganz entspannt sind hinsichtlich Ansteckungsgefahr. Wir sind froh, Indien verlassen zu haben. Ganz spontan nach einem Gespräch mit einer anderen Deutschen, die ebenfalls verlängern möchte, fahren wir zum Immigration Büro und erledigen den Papierkram, legen die Verlängerungsgebühr auf den Tisch und können nun insgesamt 8 Wochen in Nepal bleiben bis Ende April. Juhu!
Nach sechs Übernachtungen unten in Pokhara beschließen wir auf den Berg zu ziehen, den wir jeden Tag von unten sehen. Auf 1600 m Höhe befindet sich das Dorf Sarangkot und kurz unterhalb des Aussichtsturms beziehen wir ein luftiges Zimmer mit Blick auf Berge, See und jeden Tag viele Paraglider fast vor der Nase. Die Familie, Mutter, Vater und zwei erwachsene Töchter sind super nett, wir erhalten leckeres Essen, wann immer wir wollen und morgens sehen wir den Sonnenaufgang vom Bett aus, müssen die Sonnenbrille aufsetzen, wenn die Sonne steigt und fast jeden Tag zeigen sich uns die Berge. Ein kleines Abenteuer haben wir eines abends erlebt, als für zwei oder drei Sekunden unser Zimmer ruckelte: ein kleines Erdbeben hatte stattgefunden. Fünf Minuten später kam eine Whatsapp Nachricht von dem netten Hotelmanager in Kathmandou, ob alles o.k. sei bei uns. Wir waren ganz gerührt. Eine Nacht blitzt, donnert und gießt es; wir konnten kaum schlafen in unserem „Adlernest“ hoch über Pokhara.
Wir genießen die gute Luft, den Ausblick, die Spaziergänge und kleinen Wanderungen und können uns gerade gar nicht vorstellen, weiterzureisen, daher haben wir einen günstigen Langzeitpreis für unser schönes Zimmer ausgehandelt und sind einfach nur glücklich.
Recht sportlich ist dann unsere Tour zu Fuß von „unserem“ Berg hinab an den See. Es geht 700 Höhenmeter abwärts, ziemlich steil und wir sind 2 1/2 Stunden unterwegs bis unten, dann aber ziemlich stolz, dass Knie und Wadenmuskeln mitgemacht haben…Der Weg war nicht immer so gut ausgebaut wie auf dem Foto oben…
Wir werden noch ein paar Tage hier oben bleiben, spazieren gehen, die Natur genießen, kleine Wanderungen bergauf und bergab machen und dann wieder weiterziehen an einen anderen nepalesischen See, den Begnas See.
Hier geht es zu unseren Erfahrungen in Nepal während des Lockdowns: Lockdown in Nepal