Myanmar – Yangon

Die Busreis vom Inle-See nach Yangon dauerte von Haus zu Haus 12 Stunden. Der Expressbus war ziemlich gekühlt und wir hüllten uns gut ein – zum Glück gab es auch für jeden Reisenden Wolldecken im Bus. Unser kleines Hotel in der Nähe der trendigen 19. Straße, in der sich einige Straßenrestaurants mit Barbecue-Angebot befinden, war sauber, aber das Zimmer sehr klein. Platz ist in der Großstadt Luxus. Nach einer erholsamen Nacht spazierten wir durch große und kleine Straßen, sahen Kolonialbauten neben schimmligen Häuserfassaden, renovierte Gebäude wie die City Hall (Rathaus) und bestaunten die Sule-Pagode mitten auf einer Verkehrsinsel, die von den Autos umbrandet wurde. In dieser Pagode gab es einen kleinen seilbahnähnlichen Aufzug für Opfergaben, der direkt in die Kuppel führte. Die Reise aufwärts begleiteten die Spender mit gemurmelten Gebeten.

Eine der Kirchen Yangons

Sule Pagode auf einer Verkehrsinsel

Aufzug mit Opfergaben

Die Ofergabe auf dem Weg nach oben

Stumm und staunend ließ uns die Shwedagon-Pagode auf dem Hügel werden. So viel Gold (ganz oben an der Spitze sogar Diamanten), Pracht und Gläubige… Ein besonderer Dienst, den auch Touristen mitmachen können, ist das Fegen der Pagodenböden.

Shwedagon Pagode

Bild von der mit Diamanten besetzten Spitze

Fegen als religöser Dienst

 

Das größte Abenteuer in Yangon war die Fahrt mit der Fahrradrikscha (Motorrikschas – wie auch Mopeds – sind nicht erlaubt im inneren Stadtbereich) für Ánatha und mich. Wir saßen jede in einer Rikschah, die beiden Fahrer schlängelten sich durch den dichten Autoverkahr und ich hielt mich krampfhaft am Sitz fest zwischen den vielen Autos rechts und links und manchmal auch entgegenkommend… Allerdings waren wir schneller als die Autos, die meist nur Schritttempo fahren konnten oder im Stau standen.

Die Abende in Yangon verbrachten wir in der 19. Straße und hatten nette Begegnungen mit zwei jungen deutschen Paaren, die darin gipfelten, dass wir zusammen ganz mutig (an beiden Abenden) geröstete Käfer (oder kleine Heuschrecken?) vom fliegenden Händler aßen. Ein „knackiges“ Erlebnis, geschmacklich undefinierbar, etwas farblos. Ánatha meinte: „Jetzt sind wir Asien-tauglich!“

19. Straße

Ein weiteres Erlebnis war die Fahrt mit dem Circle Train, einem Vorortzug, der rund um die Stadt tuckert und in dem wir auf Tuchfühlung mit den Einheimischen reisten. An jeder Station stiegen fliegende Händler ein und animierten lautstark zum Kauf ihrer Produkte.

Diese Frauen kauften sich von der Händlerin ein Essen und aßen zu Mitag

Wir sind unterwegs spontan irgendwo ausgestiegen, haben uns eine Teestube gesucht und sind bei einem glühenden Verehrer von Aung San Suu Kyi, der birmanischen Politikerin und Regierungschefin, die sich seit vielen Jahren für die gewaltlose Demokratisierung ihres Heimatlandes einsetzt. Der Teestubenbesitzer hatte Lampions mit ihrem Konterfei aufgehängt vor seinem Geschäft und eine Wand im Innern war mit einer Fliese mit einer Zeichnung des Gesichtes von Aung Sun verziert. Er sagte, sie sei wie seine Mutter und sie sei seine Heldin. Weiter ging das Gespräch nicht – ihre Stellung in Myanmar ist auch nicht ganz unumstritten, vielleicht wollte er vor den anderen Gästen nicht mehr äußer – das Militär ist nach wie vor mächtig. Die Verfassung Myanmars wurde auch immernoch nicht dahingehend geändert, dass Aung Sun offiziell die Staatschefin sein darf – diese Rolle hat ein enger Freund und Vertrauter von ihr inne (Win Myint). Da sie einen ausländischen Ehemann, ein Brite, hat und ihre Kinder ebenfalls britische Staatsbürger sind, gestattet es ihr die Verfassung Myanmars nicht, Staatschefin zu sein.

Wahlplakat

Einen Nachmittag in Yangon spazierten wir durch einen Park mit See zur Erholung, der ein beliebter Ort für Fotoshootings von Brautpaaren ist. Dort fand ein Designer-Markt statt; die ausgestellten Kleidungsstücke hätten ohne Weiteres in Hess Natur Läden hängen können. Auf diesem Markt versammelten sich auch viele Westler – war nicht so authentisch und wir gingen bald weiter.

Yangon hat uns ermüdet; es hätte noch viel zu entdecken gegeben, aber wir sind keine Großstadtmenschen. Unsere nächste Station ist Hpa-An, eine kleine Stadt mit schöner ländlicher Umgebung – Schauplatz einiger Filmdrehs.

Auch Einheimische macht die Stadt müde…