Myanmar: Inle-See und Nyaung Shwe

Abenteuer Zugfahrt: Wir wundern uns, dass der Hotelmanager uns schon um 11 Uhr zum Bahnhof schickt, obwohl der Zug laut Fahrplan im Internet und ausgedrucktem Fahrplan – da steht es schwarz auf weiß – erst um 13.15 Uhr abfahren soll. Aber wir vertrauen ihm, und siehe da, kaum haben wir die Tickets, fährt auch schon ein Zug ein – um 11.30 Uhr. Ungläubig fragen wir mehrmals, ob das der Zug zum Inle Lake ist und als auch andere Deutsche einsteigen und im Zug andere Westler sitzen, die zum See möchten, steigen wir auch ein. ¼ Stunde später geht es bereits los: wir starten 1 Stunde und 35 Minuten zu früh! Die ersten Minuten checkt ein junger Deutscher, der neben uns sitzt, noch per Google Maps ob wir auch in die richtige Richtung fahren, und dann sind wir beruhigt. Es ist schwer für Deutsche, derartige Unregelmäßigkeiten zu begreifen…. Aber das ist eben Myanmar, es heißt flexibel bleiben beim Zugfahren und sich viel Zeit vor und nach den planmäßigen Terminen zu lassen. Wie ich in einem sehr interessanten Buch einer birmesischen Künstlerin über ihre Pilgerfahrt im Bus durch Myanmar gelesen habe, ist es den Pilgern  nicht gestattet, während der Busfahrten über die Ankunftszeiten am jeweiligen Zielort zu reden … (Ma Thanegi: Pilgerreise in Myanmar).

Die Fahrt im recht langsam fahrenden Zug ist entspannend. Die Landschaft durch die Berge und dann durch das offener werdende Land Richtung Inle See, dem zweitgrößten See in Myanmar, ist entspannend. Die Sitze in der besseren Klasse sind zwar schmuddelig, aber bequem. Für die Holzklasse, in der die meisten Einheimischen reisen, bekamen wir einfach keine Tickets beim Stationsvorsteher, selbst auf Nachfrage hin. Der Zug quietschte und rumpelte, aber es machte Spaß, sich an der Abteilstür nach draußen zu hängen und den Fahrtwind zu genießen. Ab und zu kam es zu einem kurzen Halt vor Weichen, die noch per Hand verstellt wurden, und wenn der Weichenwärter nicht bereit stand, dauerte das eben ein bisschen.

Unser Zugticket – einschließlich Lebensversicherung…

Unterwegs unterhielten wir uns mit einem jungen deutschen Paar, die ebenfalls gerne durch die Welt reisen und nächstes Jahr, wenn der junge Mann seine Doktorarbeit abgeschlossen haben wird, mit dem Fahrrad von Mannheim bis nach China radeln möchten.

Als wir kurz vor unserem Zielort waren, wurde der Zug noch langsamer und plötzlich standen unvermittelt Birmesen vor unseren Plätzen und fragten uns verdutzte Reisende, ob wir ein Taxi brauchen und verhandelten den Preis mit uns. Offensichtlich heißt es, wer zuerst auf den Zug aufspringt, hat das Auto voll… Wir teilten uns das Taxi mit dem jungen deutschen Paar und fuhren in einem Pick-up noch ca. 20 Minuten bis nach Nyaung Shwe, dem größten Ort in der Nähe vom Inle See. Hier in Nyaung Shwe gibt es die meisten Unterkünfte und hier kann man Boote am Kanal mieten und auf den See hinaus fahren. Da noch Vorsaison hier ist, haben wir uns ein günstiges Zimmer in einem besseren Hotel geleistet und da das Hotel bei der Buchung einen Terminfehler gemacht hatte, und wir bereitwillig erst einen Tag später anreisten, erhielten wir auch noch ein Upgrade. Als Abwechslung war das mal schön, wir sind uns aber einig, dass wir das nicht immer diesen Luxus brauchen.

Blick von der Dachterrasse unseres ersten Hotels

Luxus zu erschwinglichem Preis

Der erste Tag in Nyaung Shwe ist der 28. Oktober, ein Nationalfeiertag, an dem der Waffenstillstand mit den bewaffneten Völkergruppen gefeiert wird. Offene LKWs mit jubelnden jungen Menschen fahren auf der Straße vorbei und kurz darauf erleben wir direkt vor unserer Nase ein Bootsrennen der Ein-Bein-Ruderer.

Wie ich ein paar Tage später in der Zeitung las, sind die Streitigkeiten längst nicht alle beigelegt. Es gibt immer noch bewaffnete Ethnien und Auseinandersetzungen mit Regierungstruppen, die Vertreter des großen Shan-Staates erschienen nicht zu den Friedensgesprächen am Nationalfeiertag und danach.

Nyaung Shwe ist eine kleine, überschaubare Stadt, die uns gefallen hat, und nach den drei gebuchten Terminen sind wir in ein anderes, einfacheres Hotel umgezogen, dessen Swimming Pool wir mitbenutzen dürfen als Budget-Reisende im Nebengebäude. Das Schwimmen in der Mittagspause ist super.

Wir unternehmen zwei größere Ausflüge: Einen Tag mit einem typischen Langboot und einer studentischen birmesischen Fremdenführerin auf den See, entlang eines Zuflusses zu einem Pagodenfeld aus dem 16. Jahrhundert und zwei weiteren Pagoden, zu einem Dorf auf Pfählen, zu einer Lotosweberei, einem Bootshersteller, einem Silberschmiedebetrieb, zu einer weiteren Pagode, zu den schwimmenden Gärten und auf einen sogenannten 5-Tages-Markt, d.h. der Markt wandert immer 5 Tage von Ort zu Ort, dann ist 2 Tage Pause.

Die Pfahlhäuser am Inle See brauchen viele Fenster, da während der Monsumstürme nur die Wahl bleibt, alle Fenster zu öffnen, um den Wind durchzulassen, oder das Haus wird umgeweht…

alles Fleischhäppchen

Markttag ist auch Friseurtag

Ameisen – soll gut sein für die Knie

Die ursprünglichen Buddha-Formen der 5-Buddha-Pagode sind nicht mehr erkennbar, da soviel Goldplättchen von den Gläubigen aufgetragen wurden

16. Jahrhundert

Und zuletzt im Tempel der tanzenden Katzen – aber aus Gründen des Tierschutzes dürfen die Mönche die Katzen nicht mehr durch Ringe springen lassen und ähnliches; sie schlafen jetzt ungestört…

Den zweiten Ausflug von einem halben Tag unternahmen wir mit einem Tuk-tuk, eine Art Sammeltaxi, auf dem wir ziemlich durchgeschüttelt wurden auf den holprigen Straßen. Interessant war der Besuch eines Dorfes, in dem Tofu-Kekse und -Cracker hergestellt werden. Ein Bereich des Dorfes war voller Crackerauslagen – das Trocknen dauert 2 Tage. In Myanmar gibt es Tofu aus Reis, Kichererbsen und Sojabohnen. Anschließend ging es zu einem Weinberg, auf den die Birmesen sehr stolz sind. Es werden viele uns vertraute Weinreben angebaut, aber noch nicht alles schmeckt gut – der Sauvignon Blanc war super, der Chardonnay sehr verfremdet im Geschmack, wie auch der rote Tempranillo. Auf der Rückfahrt war es dann schon dunkel und der Fahrer hielt an einem Geschäft, bei dem er zwei Fahrräder abholte und einfach hinten an das Tuk-Tuk hängte für den Rücktransport. Anscheinend hatten zwei Touristen unterwegs bei der Radtour aufgegeben und die Räder stehen lassen. Da aber die Birmesen sich gerne untereinander unterstützen, ist so etwas kein Problem hier und Touristen hilft man sowieso gerne.

das Tofudorf

Heiße Quellen am Inle See, bis zu 48 °C

Auf dem Hügel des Weinguts mit leckerem Sauvignon Blanc

Die Fahrräder hängen einfach am Tuk-Tuk

Am letzten Abend besuchten wir eine Marionettenshow – der Puppenspieler zeigte traditionelle Tänze mit verschiedenen Puppen.

Wir sagen nun nach sechs Tagen auf Wiedersehen zur Region Inle-See – morgen geht es weiter nach Yangon im Süden des Landes und wieder zu wärmeren Temperaturen. Da der Inle See auf 900 m liegt, war es abgesehen von der Mittagshitze hier gut auszuhalten.