Umzug 2021- von Stadt- zu Landfrauen

9. Mai 2021

Seit unserer Rückkehr vom Reisejahr Anfang Oktober 2020 bewegte uns ganz konkret die Frage, wo und wie wir einmal leben wollen. Die Stadt hat keinen Reiz mehr für uns, wir möchten viel Natur um uns herum und möglichst auch nette Menschen. Wir nehmen Kontakt auf zu alternativen Wohngruppen, schauen nach Ökodörfern und Gemeinschaften, die noch MitbewohnerInnen aufnehmen. In Corona-Zeiten ist dies etwas schwierig, manchmal ist die Aufnahme erst nach einem längeren Probewohnen in einer solchen Gemeinschaft möglich, aber Probewochen werden wegen Corona nicht angeboten.

Das Leben in Frankfurt, auch wenn wir in einem der schönen Stadtteile wohnen, gefällt uns überhaupt nicht mehr; die Natur ist zu weit weg, wir müssen immer in Bahn oder Bus steigen, um raus zu kommen. Im Januar diesen Jahres, an einem Tag, an dem ich mich besonders unglücklich fühlte, surfte ich wieder einmal im Internet durch Angebote für alternative Wohnmöglichkeiten in Gruppenzusammenhängen und stieß auf ein Angebot an der Lahn zwischen Limburg und Koblenz. In einem ehemaligen Hotel, dessen Pächter wegen der C-Misere aufgeben musste, wurden drei Wohnungen und mehrere große Zimmer mit Gemeinschaftsküche zur Vermietung angeboten. Ich sah das Foto des Hauses-am-Fluß, die großen Balkone, den direkten Blick auf die Lahn und wusste, das gefällt mir. Wir nahmen sofort Kontakt auf, erfuhren, dass großes Interesse an den Wohnungen sei und verschoben Termine, um am nächsten Tag ein Kennenlernen und eine Besichtigung zu vereinbaren. Und siehe da: Alles passte: eine wunderschöne, geräumige Wohnung direkt an der Lahn, die Idee einer Ausrichtung auf Gemeinschaft, gemeinschaftliches Tun, sprach uns sofort an und nach ein Mal überschlafen, sagten wir zu und setzten den Umzug für Ende Februar an. Die Frankfurter Altbauwohnung war im Nu weitervermietet ab März – zwei Stunden lang führte ein Makler Interessenten im 15-Minuten-Tag durch die Wohnung und alle bis auf ein junges Paar waren begeistert und wollten gleich einziehen.„Unser“ neues Haus (oben) und der Blick von unserem Balkon (unten)

Für uns ging dann ein enger Zeitplan los: Umzugsunternehmen finden, anfangen Kartons zu packen, die neue Wohnung streichen. Bei Freunden hatten wir uns in ein sonniges Maigrün in der Wohnung verguckt und Anatha mischte diese Farbe für unseren Essbereich an. Im Wohnbereich wählten wir Gelb. Unser Vermieter half uns viele Stunden beim Streichen und Bohren und am 24. Februar 2021 zogen wir in die neue Wohnung. Innerhalb von 2 – 3 Wochen waren dann die 64 Kartons wieder ausgepackt und wir machten uns an die Feinheiten der Gestaltung unserer Wohnung. Nach und nach lernten wir die MitbewohnerInnen kennen, vernetzten uns im Umfeld und begannen gemeinsame Projekte, wie z.B. gemeinsam beim Bio-Großhändler einzukaufen und die Verteilung der großen Gebinde (z.B. 10 kg Reis) zu organisieren (Anatha übernahm diese zeit-und manchmal nervenraubende Aufgabe). Wir lernen auch bei kleinen Wanderungen und Spaziergängen Wildkräuter kennen und sammeln für unseren Salat ganz frisch aus der Natur.

Inzwischen wurde die Natur rings herum immer grüner; wir erkunden jetzt die Gegend zu Fuß und genießen viel Natur. Wir leben jetzt in einer Region, in der andere Urlaub machen! Jeden Tag schauen wir den Enten, einem Schwan, Kormoranen und anderen Vögeln vom Balkon aus zu. Anatha ist eifrige Balkongärtnerin und von Küchenkräutern bis zu bunten Blumen für Schmetterlinge und Bienen ist schon alles vertreten. Inzwischen waren die ersten FreundInnen aus Frankfurt und Umgebung zu Besuch und haben sich schon für weitere Balkontage zum Relaxen angemeldet.

Seit April bin ich ehrenamtliche Leiterin der Gemeindebücherei Laurenburg, die noch geschlossen ist, worüber ich aber froh bin, denn es gibt viel zu tun: Bestand überprüfen, alte Bücher aussortieren, Pläne für Neuanschaffungen machen, Kurse der Landesbibliothek besuchen und die Wiedereröffnung ab spätestens Oktober mit Events planen.

Heute war es so heiß, dass wir zu Abkühlung über die Einstiegstelle in die Lahn direkt vor dem Haus kurz entschlossen ins noch sehr kühle Wasser gestiegen sind und ein paar Schwimmzüge gemacht haben. Als Hausgemeinschaft haben wir auch ein gebrauchtes Stand-up-Paddling Board gekauft und freuen uns auf Ausflüge auf dem ruhigen Fluss.

Wir sind dankbar, dass wir doch recht zügig aus dem Großstadtleben aussteigen konnten und sind gespannt, was uns Laurenburg und Umgebung noch so alles bringen wird.