In Chiang Rai und Umgebung haben wir uns lange aufgehalten – ganze 11 Tage. Chiang Rai ist eine gemütliche Stadt in Nordthailand, mit wenig Verkehr und aus irgendeinem Grund reisen die meisten Touristen hier nur mal kurz durch. Wir hatten das Glück, dass eine unserer Freundinnen uns den Kontakt zu einem thailändisch-deutschen Ehepaar vermittelte, das in Chiang Rai lebt. Die beiden, Mon und Wolf, zeigten uns vieles, was ein durchreisender Tourist nicht zu sehen bekommt und erklärten uns viel über den Thai-Way-of-Life.
Im 13. Jahrhundert gehörte Chiang Rai (gegründet 1262 von König Mengrai) zum Reich Lan Na dem Land der Millionen Felder. Lange Zeit gehörte Chiang Rai Birma (dem heutigen Myanmar), und erst König Rama I. vereinigte die Gegend wieder mit Siam (1786).
Das Wahrzeichen Chiang Rais ist der Clock Tower mitten in der Stadt, der prächtig golden strahlt in den Sonne und abends kann man 10 Minuten lang eine etwas kitschige von Musik untermalte Light-Show bewundern. Neben dem Clock Tower gibt es eine Dachterrasse mit Bewirtung, auf der wir gerne bei einem Glas Bier den Sonnenuntergang verfolgt haben.
Die Hauptattraktion Chiang Rais ist der moderne Weiße Tempel, der immernoch weitergebaut wird. Ein Künstler aus Chaing Rai hat dieses Projekt gestartet, das im Jahr 2070 abgeschlossen sein soll. Das Äußere des Tempels ist unglaublich verspielt und im Innern konnten wir ein riesiges Wandgemälde bewundern in dem viel Politisches bis hin zum 11. September und den Twin Towers verarbeitet ist; Tom und Jerry, Spiderman und Superman fehlten auch nicht in diesem Gemälde. Leider durften man im Innern nicht fotografieren.
Sehr beeindruckt hat uns der schlichtere blaue Tempel, ebenfalls ein relativ neuer. Überhaupt gibt es in Chiang Rai eine große Zahl von schönen Tempeln.
Berühmt ist auch der alte im Lan Na-Stil erbaute Tempel aus dem 15. Jahrhundert mit einer Nachbildung eines Jade-Buddhas; das Original des Buddhas wurde hier gefunden, befindet sich jetzt aber in Bangkok.
Überaus eindrucksvoll ist auch der sogenannte Weiße Buddha, auf einem Hügel nahe bei Chiang Rai. Eigentlich handelt es sich um eine gigantische Darstellung einer Göttin der Barmherzigkeit, einer Kuan Yin. Man kann im Innern mit einem Fahrstuhl nach oben fahren und hat einen weiten Blick ins Umland.
Neben der Riesenstatue stehen zwei Tempel. Einer hat mehrere Etagen, auf denen sich wunderschöne hölzerne Buddha-Statuen befinden.
Mit unseren Bekannten sind wir dann einen Tag zum Khun Korn Wasserfall gefahren und eine gute halbe Stunde durch den Wald gelaufen, bis wir dort waren. Zum Baden war das Wasser jedoch zu kalt, aber die Landschaft war sehr schön.
Mon und Wolf haben uns zu einem weiteren Ausflug in einen wunderschönen Garten und zum königlichen Palast in den Bergen eingeladen, der von der Mutter des derzeitigen Königs angelegt wurde. Auf diese Weise entstanden im kargen Bergland Arbeitsplätze für viele Menschen und ein wunderbarer Ort zur Erholung ist jetzt zu bewundern.
Auf dem Rückweg vom königlichen Garten machten wir einen Abstecher zur Grenze mit Myanmar: Stacheldraht und Schützengräben und ein paar Hütten für die thailändischen Soldaten markierten deutlich den Einschnitt in der Landschaft. Irgendwie sureal kam mir das vor…
Neben Besichtigungen durfte die Entspannung nicht fehlen: Wir hatten eine ausgezeichnete zweistündige Massage an einem Tag und radelten an einem anderen Tag zum Changrai-Beach am Fluss mit Rädern, die uns das Hotel kostenlos zur Verfügung stellte.
Sehr eindrucksvoll war auch der Besuch eines modernen buddhistischen Meditationszentrums, dessen Abt (W. Wachira Methi) auch von der königlichen Familie sehr geschätzt und aufgesucht wird. Ein wunderschöner Park umgab die Mediationshalle.
Während wir durch die Anlage schlenderten, stießen wir auf ein Kamerateam, das sowohl eine Kamera aufgebaut hatte, aber auch eine Drohne über uns kreisen ließ. Ehe wir uns versahen fuhr ein Elektrowagen mit dem hochangesehenen Mönch vor und dieser stieg aus, um sich in einem seiner mit Blumen überdachten Parkwege interviewen zu lassen. Er sprach uns kurz an und fragte, woher wir denn kämen. Welche Ehre. Unsere thailändische Freundin Mon nutzte die Gelegenheit für ein Foto mit dem Mönch.
Unser letzter Ausflug mit Mon und Wolf führte uns nochmal ins Bergland ca. 1 ½ Stunden Autostunden von Chiang Rai entfernt. Wir stiegen auf den Berg Doi Chang (1485m) und übernachteten in einer einfachen Unterkunft am Berg. Da es nachts sehr kalt wurde (5°?), halfen Bier, Reisschnaps und zwei Bettdecken uns warmzuhalten, nur die Nasenspitzen blieben kalt… Gipfel erklommen und im Abendlicht geht es dann wieder runter ins Dorf
Dann hieß es Abschied nehmen von Mo und Wolf und Chiang Rai. Wir stiegen in den Linienbus nach Chiang Khon, der Ort am Mekong und an der laotischen Grenze, von dem aus wir dann nach Laos weiterfahren werden.
Der Norden von Thailand wird mir als landschaftlich wunderschön in Erinnerung bleiben. Als Tourist hat man es leicht zu reisen, die Infrastruktur ist gut und der Standard der Unterkünfte hoch. Aufgefallen sind mir die vielen Bilder des Königs überall an den Straßen, in Bussen und in Geschäften. Die Königsfamilie wird verehrt, auch wenn der derzeitige König nicht so beliebt sein soll, wie sein Vater. Verblüfft hat mich eine Situation: Wir waren auf dem sehr belebten Nachtmarkt in Chiang Mai, als plötzlich eine Lautsprecherdurchsage dazu aufforderte, beim Erklingen der Nationalhymne diese zu ehren und alle Aktivitäten zu unterlassen. Als die Musik aus dem Lautsprecher erklang, stand alles still: Hunderte von Menschen, Besucher und Verkäufer an den Ständen standen unbewegt und alle Gespräche verstummten, bis nach dem Ende der Nationalhymne sofort wieder das quirrlige Leben begann.
Bemerkenswert ist Thailand auch für die Toleranz der Geschlechtervielfalt: Ladyboys (Männer in Frauenkleidung) und Homosexuelle müssen sich nicht verstellen, sind präsent in der Öffentlichkeit und akzeptiert in ihrem Sosein.
Die Letzten Tagen in Chiang Khong am Mekong sind sehr erholsam. Jeden Morgen schauen wir von unserem sonnigen Balkon über den Fluss nach Laos auf den Ort, in dem wir dann noch ein Mal übernachten werden, ehe wir das Slow Boat nach Luang Prabang nehmen; das ist eine zweitägige Boatsfahrt mit einer Übernachtung in Pakbeng.
Nachdem wir einen Tag durch Chiang Khong und am Mekong entlang geschlendert sind, habeN wir am zweiten Tag einen Scooter gemietet und sindauf einen Tipp unserer Vermieter hin ins Bergland in ein Dorf des Stamms der Hmong gefahren. Von dort sind wir einen Berg hochgestiegen und haben wieder einmal das nordthailändische Berglang bewundert.
Anatha hatte dann genug vom Rollerfahren und ich habe sie im Hotel abgesetzt und bin weiter den Mekong entlang gefahren und zu einem Tempel, der jedoch noch nicht fertiggestellt war. Ein Mönch schenkte mir eine Coca Cola und der Architekt nahm mich im Auto wieder zurück zum Parkplatz am Berg, auf dem ich den Scooter stehen gelassen hatte, weil der Weg so steil wurde und ich lieber gelaufen bin. Im Auto des Architekten saß ich neben vielen Plänen und Zeichnungen und einer Ganesha Figur im Fond.
Dann ging es am dritten Tag mit dem Tuk-Tuk an die thailändische Grenze und durch die Ausreise- und Einreiseformalitäten. Als Deutsche erhielten wir problemlos ein Einreisevisum für Laos 30 Tage, ohne dass wir vorher etwas beantragen mussten. Am Abend schauten wir wieder über den Fluss auf unsere letzte Unterkunft, die fast genau gegenüber liegt.