Mawlamyaing ist unsere letzte Station in Myanmar. Unser Visum läuft ab und wir werden auf dem Landweg nach Thailand weiterreisen. In Mawlamyaing haben wir uns zum Abschied von Myanmar ein Hotel am Fluss mit Dachterrasse gewählt und bestaunen den xten Sonnenuntergang unseres Lebens – immer wieder aufs Neue ist es eine Freude, den wechselnden Farben zuzusehen.
Unsere Flussreise von Hpa-An nach Mawalmyaing brachte Überraschungen mit sich. Auf unserem Ticket war ein kleiner Dampfer abgebildet und da wir um die Mittagszeit abfahren sollten, erkundigten wir uns, ob es eine Kleinigkeit zu essen an Bord gäbe und es hieß ja. Es stellte sich dann aber heraus, dass das Essen an Bord das Essen des Bootsführers war, dass sich dieser in einer Tüte mitgebracht hatte, und auch kein kleines Schiff, sondern ein hölzernes Langboot auf uns wartete. Nach und nach wurden insgesamt sechs weitere Passagiere mit dem Taxi gebracht und dann ging es los. Wir waren fünf Deutsche, ein Franzose und zwei Südtiroler. Die Fahrt auf dem Thanlwin war schön, wenn auch etwas unbequem auf den schmalen Sitzbrettern.
Nach 2 ½ Stunden machten wir einen Zwischenstopp am Ufer, wo zwei Tuk-Tuks auf uns warteten und durch ein kleines Dorf zu einem berühmten alten Kloster brachten. Unterwegs standen Kinder am Weg und winkten uns fröhlich. Sie waren anscheinend gewöhnt, dass regelmäßig Touristen durch das Dorf gefahren wurden.
Den ersten Tag ins Mawlamyaing schlenderten wir durch die Stadt: langsam, langsam, denn es ist immernoch bis 35 °C hier und recht schwül. Am späten Nachmittag stiegen wir einen Hügel hoch zu einer Pagode (ja, wieder eine Pagode – aber wir sind noch nicht „over-pagoded“) und genossen die quirlige Atmosphäre mit vielen Besuchern – vor allem einheimischen Besuchern. Hier wurden wir öfters um Selfies gebeten und die Birmanen wirkten offener als an unseren bisherigen Orten. Viele freundliche Grüße (Mingalarbar = guten Tag) wurden getauscht und ich freute mich über die neugierigen Fragen, woher wir denn kämen.
Opfern in der Pagode mit Spaßfaktor
Heute in der Früh war ich bereits um 5.30 Uhr wach und als ich aus unserem Hotelzimmer auf den Fluss schaute, pilgerten dort bereits unzählige Menschen am Ufer entlang und es wurden Lichter auf den Fluss gesetzt in goldenen Schalen, die dann im frühmorgendlichen Halbdunkel als funkelnde Lichtpünktchen den Fluss hinabtrieben.
Nach dem Frühstück machten wir mit einem Tuk-Tuk einen Ausflug zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Die größte Attraktion in dieser Gegend ist der 180 m lange liegende Buddha, der größte liegende Buddha der Welt; im Inneren sind acht Stockwerke zu begehen. Es werden lebensgroße Figuren gezeigt, die Situationen aus Buddhas Leben darstellen. Da gerade Vollmondfest ist, was für viele einen freien Tag bedeutet, an dem mit Familie und Freunden Ausflüge gemacht werden, war es hier sehr voll. Der Anblick dieses riesigen Buddhas hat mich an amerikanische Dimensionen erinnert. Das Innere zeigte eine seltsame Mischung aus den beschriebenen frisch bemalten Figuren und heruntergekommenen Bereichen, schimmlig durch Monsunregen, oder mit halbfertigen Figuren, die grau in grau sehr trist wirkten.
Auch hier im Buddha wurden wir öfters um Selfies gebeten. Wir haben uns nicht alles angesehen, da die Wanderung ohne Schuhe (ist ja heiliger Ort) auf pieksigen, unebenen Betonböden etwas stressig für uns war.
Die Fahrt ging dann weiter zu eine Tempel auf einem kleinen Berg, den ich aber nur zur Hälfte bestieg, da die Stufen von der Hitze zum Teil sehr heiß waren und ich aufgrund der Temperatur von 35 °C auch nicht in Höchstform war. Anatha wartete unten und schonte ihre Kräfte.
Unterwegs sahen wir dann einen Vorgeschmack auf unseren Indienaufenthalt im Januar: ein richtiger Hindutempel mit einem Brahmanen als Priester. Unser Ausflug endete mit dem Besuch eines Waldklosters für Frauen mit einer Meditationshalle. Die Nonnen dort machten einen sehr konzentrierten und in sich gekehrten Eindruck – so ganz anders als die Bettelmönche und -nonnen, die durch die Straßen der Städte ziehen.
Es ist jetzt unser letzter Tag in Myanmar und es geht im Sammeltaxi mit drei Birmanen (Opa sitzt vorne, Sohn und wir hinten und im Kofferraum ein weiterer Einheimischer, der unterwegs zusteigt) zur thailändischen Grenze. Wir hatten mit einem Minibus gerechnet, aber aus für uns unerfindlichen Gründen wurde es dann eine Autofahrt zu sechst. Wir lernen immer wieder anzunehmen, was gerade ist, auch wenn wir andere Erwartungen hatten. Der Highway war zum großen Teil sehr holprig, wurde gerade ausgebessert und verbreitert und sah eher wie eine Dorfstraße in Deutschland vor mehr als 80 Jahren aus. Die letzten 40 km waren bereits fertig und alle Autofahrer begannen zu rasen…
Wir drei auf dem Rücksitz vertreiben uns die Zeit damit, Moskitos zu klatschen – ich hatte erst ein schlechtes Gewissen, als ich eines tötete, aber der buddhistische Mitfahrer machte munter mit bei der Jagd.
Und dann: Wir werden kurz vor der Freundschaftsbrücke nach Nordthailand rausgelassen, holen unseren Ausreisestempel bei der Grenzpolizei ab und wandern hinüber nach Thailand.
Das Schild erinnert daran, dass in Thailand links gefahren wird.Gleich sind wir drüben – und damit sind unsere Reiseberichte aus Myanmar abgeschlossen.
Myanmar hat uns sehr beeindruckt. Wir haben uns dort wohl gefühlt, ein bisschen mit dem heißen, feuchten Wetter zu kämpfen gehabt, aber die Freundlichkeit der Menschen ist sehr groß und macht den Aufenthalt dort angenehm. Myanmar ist ein beeindruckendes Land, mit unendlich vielen in sich ruhenden Buddhas, diesen wunderschönen Felsentempeln zum Teil aus dem 7. Jahrhundert und vielen goldenen Stupas, die bis ins Herz strahlen. Im Alltag ist oberflächlich viel Harmonie, doch ich meine, noch die Spuren der Diktatur, die noch nicht lange vorbei ist, zu spüren. Das Militär ist noch vielfach präsent und wie ich in der Zeitung gelesen habe, sind nicht alle der 130 Ethnien dieses Landes friedlich und wären zum Teil lieber autonom und nicht Teil von Myanmar. Selbst während der Feierlichkeiten zum Waffenstillstandstag wurde in Grenzbereichen gekämpft. Ich habe mir öfters gewünscht, die Landessprache zu können, um mehr von den Zwischentönen mitzubekommen, so bleiben unsere Eindrücke von der aktuellen Situation oberflächlich. Für Touristen ist dieses Land aber sicher, wie bereits gesagt, ein einmaliges Erlebnis.