Wir hatten auf den 14. Juni und die Beendigung des Lockdowns gehofft. Doch dann wurde bekanntgegeben, dass nochmals 14 Tage verlängert wurde: keine Inlandsflüge, keine internationalen Flüge, keine Reisen im Land. Wir wurden langsam ungeduldig. Zwar wurde der Lockdown in der Gegend, in der wir uns befanden, etwas gelockert und wir konnten auch wieder runter an den See nach Pokhara und ein paar mehr Geschäfte durften öffnen, aber wir trauten der nepalesischen Regierung und ihren Ankündigungen nicht mehr. Um mich zu beschäftigen, schrieb ich einen Artikel über unsere Situation, der dann auch in zwei deutschen Zeitungen veröffentlicht wurde. 2020-06-24_Neckar-Chronik, Seite 19-1
In Nepal hatte sich eine Whatsapp-Gruppe gegründet mit dem Titel „Back to Europe“ und viele Traveller versuchten über ihre jeweiligen Botschaften Rückholflüge zu bekommen. Auch wir riefen in der deutschen Botschaft an, nachdem in der Presse Nepals Meldungen auftauchten, dass frühestens im August wieder der Flughafen in Kathmandu geöffnet werden sollte für den internationalen Flugverkehr. Inzwischen kehrten nach und nach über hundertausend Nepalis aus dem Ausland zurück und brachten eine rasante Steigerung der Coronafälle mit sich. Die Situation im Land wurde auch immer verzweifelter, über 1200 Menschen hatten Selbstmord begangen, da sie sich aus ihrer misslichen Lage durch Jobverlust, was zu Hunger und Depression führte, nicht befreien konnten und die nepalesische Regierung die Situation nicht in den Griff bekam, kein Essen oder kaum Essen verteilte unter den Bedürftigen.
Die Botschaftsangestellte der Botschaft in Kathmandu wies nur lakonisch darauf hin, dass bereits am 4. April die Rückholflüge für Deutsche abgeschlossen worden waren – zu einer Zeit, in der es in Nepal noch unter 10 Corona-Fälle gab, wobei alle bei guter Gesundheit waren, niemand lebensgefährlich erkrankt. Damals hatten wir uns in Nepal sicherer gefühlt, da in Deutschland viel höhere Infiziertenzahlen bekanntgegeben wurden. Wir wurden dann aber von der Botschaft darauf hingewiesen, dass es sporadisch Sonderflüge ab Kathmandu nach Europa gebe, die zwar sehr teuer seien, aber eine Möglichkeit darstellten, das Land zu verlassen. Und als wir uns bei dem von der nepalesischen Regierung authorisierten Reisebüro nach einem Flug nach Deutschland erkundigten, wurden uns drei Möglichkeiten in den letzten Junitagen genannt, wie wir nach Frankfurt über Doha/Kathar fliegen könnten. Da zögerten wir nicht lange und buchten. Unsere wundervolle und sehr um uns besorgte Hotelwirtin bemühte sich schnellstens um eine Reisegenehmigung für uns nach Kathmandu und um ein Taxi. Da gab es noch mal zwei Tage Stress und Hin und Her, wie man an diese Genehmigung kommt und für welchen Tag, aber dann lief alles glatt. Wir stiegen am Sonntag, den 21. Juni morgens um 8 Uhr ins Taxi mit Sondererlaubnis, fuhren 6 Stunden nach Kathmandu, wurden vier Mal unterwegs kontrolliert und kamen dann in dem kleinen Hotel im Stadtteil Boudha, Nähe Flughafen Kathmandu, an, das wir von unserer Ankunft her schon kannten. Wir waren zwar die einzigen Gäste, aber der supernette junge Manager tat alles, damit wir uns wohl fühlten. Am nächsten Tag ging es dann am frühen Nachmittag zum Flughafen und nach drei Stunden Einchecken – mit Maske und Social Distancing natürlich – saßen wir im Flugzeug nach Doha/Katar.
Der dortige Flughafen war ziemlich ausgestorben, nur Menschen aus anderen südostasiatischen Ländern und aus Australien trafen dort ebenfalls mit Sonderflügen ein und wurden auf Flugzeuge nach verschiedenen europäischen Städten verteilt. Wir hatten etwas über 12 Stunden Aufenthalt, schliefen ein paar Stunden in einem Ruheraum mit Liegen und am nächsten Morgen ging es dann Richtung Frankfurt los. Bemerkenswert fanden wir es, dass auf den Flughäfen überall strikt Abstand gehalten werden musste, aber in beiden Flugzeugen saßen wir – zwar mit Masken – dicht gedrängt – ich glaube, es gab keinen freien Platz mehr… Der erste Abflug von Kathmandu verzögerte sich um eine Stunde, da eine Westlerin hartnäckig auf Social Distancing beharrte und mit den Stewardessen in Astronautenlook und einem Flughafenmanager lange diskutierte. Es sah dann so aus, also ob sie das Flugzeug wieder verließ. Jedenfalls haben wir sie beim Aussteigen nicht mehr gesehen.
Zurück in Frankfurt konnten wir ganz normal auschecken, kein Mensch sprach uns an, aber wir hatten im Internet gelesen, dass wir in Quarantäne mussten. Da unsere Frankfurter Wohnung noch zwischenvermietet ist, holte uns die Schwägerin aus der Nähe von Marburg ab und wir bezogen für zwei Wochen eine Ferienwohnung auf einem Dorf in der Nähe von Anathas Bruder und Schwägerin. Hier genießen wir den deutschen Sommer auf der Sonnenterrasse, lernen weiter Spanisch, lesen Bücher, meditieren und warten auf die Weiterreise. Also, wir warten nicht wirklich, sind eher entspannt im Hier und Jetzt. Und wir werden wie geplant nach der Quarantäne und einem kurzen Stopp in Frankfurt nach Teneriffa fliegen, um uns dort umzusehen, festzustellen, ob wir dort unseren ständigen Wohnsitz finden können und dann vermutlich Ende September/Anfang Oktober nach Frankfurt zurückkommen.
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