Hinter dem Ramana-Ashram geht ein Weg den Berg hinauf zum Arunachala und zu einem kleinen Ashram ein Stück unterhalb des Berggipfels, dem Skanda Ashram, in dem Ramana, der Weise vom Arunachala, sieben Jahre seines Lebens in Abgeschiedenheit lebte.
Der Weg hoch dauert ca. 1 Stunde und ich bin ihn barfuß gegangen – als Pilgerweg, Schritt für Schritt, achtsam von Stein zu Stein.
Im Gegensatz zu den Straßen und Gassen in Tiru wird dieser Weg sauber gehalten; ein paar Inder sind unterwegs am Berg und sammeln alles ein, was die Touristen – vor allem, die Inder, die auf Sightseeeing-Tour sind – an Papier und Verpackungsmaterial fallen lassen. Vermutlich sind die Müllsammler vom Ramana Ashram eingestellt.
Die Wanderung ist schweißtreibend, auch wenn weite Strecken unter schattigen Bäumen verlaufen. Der Hang am Arunachala gehört zu einem Wiederaufforstungsprogramm und die kleinen, frisch angepflanzten Bäumchen werden gewässert und gepflegt. Unterwegs sind mir Affen von beachtlicher Größe begegnet, von denen ich Abstand gehalten habe, und kleine gelbliche, braun gestreifte Eichhörnchen, die sich nicht von der Kamera einfangen lassen wollten.
Oben im Ashram war eine unglaubliche Stille; einige Meditierende – meist Westler – saßen tief versunken in Ramanas Raum vor seinem Bildnis. Als ich mich setzte, waren ziemlich schnell alle Gedanken verschwunden und obwohl ich die Augen geöffnet hatte, verschwand die Welt um mich herum in irgendeiner, unbeschreiblichen Weise und alles Gesehene schien nur noch ein Bild zu sein, weit, weit weg. Raum und Zeit gingen verloren.
Es gibt nur zwei kleine Räume, die aus dem felsigen Berg herausgearbeitet wurden. Neben dem Hauptraum, in dem Ramanas Bild steht, gibt es einen kleinen Raum, in dem ein Altar für seine Mutter aufgebaut ist. Dort starb sie auch und „wurde befreit“ , nicht nur von diesem Leben sondern auch aus dem Zyklus der Wiedergeburt.
Später wanderte ich noch etwas im grün wuchernden Garten vor dem Ashram herum. In einem der Bäume entdeckte ich diesen kleinen Kerl, der unermütlich am Deckel der Plastikflasche nagte.
Der Priester, der den Ashram betreut, spielte Schattenboxen mit einem anderen, größeren Affen und gab ihm dann einen Keks zur Belohnung.
Abwärts schaffte ich 3/4 des Weges barfuß, dann begannen die Füße zu schmerzen und ich holte die Schuhe aus dem Rucksack. Bisher hatte noch keine Fußmassage für solch eine gute Durchblutung gesorgt!
Unten am Berg knurrte mein Magen heftig, denn mein Frühstück hatte ja nur aus einer Tasse schwarzem Kaffee und einem Keks bestanden. Den Kaffee hatte ich mir selbst gemacht mit einem 10 cm langen Tauchsieder, den ich für umgerechnet 1,80 Euro im kleinen, vollgepackten Supermarkt, der eher einem Tante-Emma-Laden ähnelt und der sich genau gegenüber vom Ramana Ashram befindet, gekauft hatte. Der Laden quillt fast über vor Waren, jeder noch so kleine Winkel ist genutzt und es gibt dort alles von Lebenssmitteln wie z.B. Käse, Butter, über Getränke aller Art, Haushaltswaren, Anti-Mückenmittel, Waschmittel, einfaches Geschirrt und Besteck bis hin zu ayurvedischen Arzneimitteln. Ich bin mir sicher, ich hab vieles nicht aufgezählt… Manchmal bin ich versuch, dort zu fragen, ob sie auch einen Elefanten zu verkaufen haben und glaube fast, der würde dann von den Verkäuferinnen auch irgendwie hervorgezaubert!
Als ich dann, wie gesagt, unten ankam, ging ich in eines der typisch indischen Restaurants und bestellte ein Thali und einen Tulsi-Tee:
Thalis sind typisch indische Gerichte, die Reis (diesmal roten Reis), Gemüse, Sambar (Soße auf Linsen- und Tamarindenbasis), Rasam (Suppe aus Linsen und Tamarinde), Pickle (scharf!), Chapati, Naan und Puri (siehe rechts im Bild) sowie Joghurt zur Linderung der Schärfe umfasst. Als Nachtisch ist dann noch Obst dabei, diese Mal waren es Wassermelonestücke in einem Schälchen und eine große Banane. Das war das beste Thali, das ich bisher in Indien gegessen habe! Satt und hundemüde ging ich in mein Zimmer und schlief eine Stunde wie ein Stein – bequemer als dieser Hund auf der Straße: