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Angekommen

Puh, 9 1/2 Stunden Flug sind überstanden! Dank des Bordkinos – zwei Spielfilme gesehen – und der mitgebrachten Lektüre ging der Flug schnell vorbei. Das Flugzeug war zu 90 Prozent von indischen Reisenden besetzt: junge Männer in Jeans und T-Shirts, die in Deutschland arbeiten und vermutlich zu Ihren Familien  flogen auf Besuch, ältere indische Ehepaare, die auf dem Flughafen seltsam deplatziert wirkten – wie aus einer anderen, uns Westlern unbekanten Welt– Wahrscheinlich waren sie auf Besuch bei Verwandten und flogen jetzt  nach Südindien zurück: die Frauen im traditionellen Sari und dicke Schals darüber, die Männer in Hosen und T-Shirts oder Hemden und dicke Jacken darüber, das kalte Deutschland war sicher ein Erlebnis für sie, denn in Chennai sollte es bei der Ankunft kurz nach Mitternacht Ortszeit 28 Grad warm sein.

Nach der Landung und dem nervigen Anstehen am Schalter der Einwanderungsbehörde ging es dann zum Gepäckband. Ich machte einen kleinen Umweg über die Damentoilette und zog mir indische Kleidung an: eine weite orangefarbene Hose und ein langes weißes Blusenähnliches Oberteil mit einem Schal, mit dem die Frauen in indien den Brustbereich bedecken. Mein Rucksack, den ich für den Flug in eine Rucksackhülle gesteckt hatte, kam ziemlich schnell aufs Gepäckband und ich machte mich auf den Weg nach draußen. Ich hatte über meinen Vermieter, den Besitzer eines sehr kleinen Gästehauses (2 einfache Zimmer)  in Mahabalipuram, ca. 80 km südlich von Chennai an der südlichen Ostküste Indiens eine Abholung bestellt und es klappte: der Fahrer stand mit einem großen Zettel, auf dem mein Name stand, am Ausgang und rettet mich vor den anderen Fahrern, die sich auf mich stürzten, sowie ich die Nase aus dem Flughafengbäude steckte und die auf eine Verdienstquelle gehofft hatten. Vor 5 Jahren, als ich zuletzt in Indien war, war der bestellte Fahrer nicht aufzufinden und ich musste mir selber eine Mitfahrgelegenheit suchen: Ein Kleinbusfahrer nahm mich mit, da er auch nach Mahabalipuram wollte wie ich und unterwegs lud er nach und nach 4 müde, schweigende Männer ein, die alle in meine Richtung wollten. Ganz wohl war mir bei diesem Abenteuer damals nicht: im Dunkel der Nacht mit schweigsamen Indern 1 1/2 Stunden in einem fremden Land unterwegs…

Muthu mein Fahrer dieses Jahr stürzte sich mit mir in das Gewimmel der hupenden und sich vom Flughafen weg drängelnden Autos und Tuk-Tuks und eine Stunde später waren wir beim Gästehaus. Auch hier klappte alles, ein junger Inder war informiert über meine Ankunft und zeigte mir mein Zimmer: 16 m2, gefließt wie meistens in indischen Einfachunterkünften, möbliert mit einem Bett, einem Plastikhocker als Nachtisch, einem winzigen Tisch und – oh Luxus – einem Wasserkocher sowie zwei Korbhockern als Sitzgelegenheit. Ich habe auch einen kleinen Balkon und ein kleines Badezimmer, in dem mich die typisch indischen, durchdringenden Gerüche der Desinfektionsmittel empfingen. Immerhin gab es sogar eine westliche Toilette, was nicht selbstverständlich ist. Das Toilettenloch im Boden ist noch weit verbreitet… Bei den südindischen Temperaturen gibt es natürlich fast nie Warmwasser und so ist es auch dieses Mal hier: eine Kaltwasserdusche (laues Wasser aus dem Tank vom Dach) erfrischte mich und ich legte mich erschöpft vom langen Flug und der Klimaumstellung aufs Bett. Selbst der dünne Schlafsack ist fast zu warm, zumal es eine Luftfeuchtigkeit von 85% hat. Hier war es nach 2 Uhr nachts, in Deutschland halb Acht Uhr abends und ich muss mich noch an die Zeitverschiebung gewöhnen… schlafen gelingt mir noch nicht so richtig, aber Hauptsache ich kann mich ausstrecken und ausruhen; bin gespannt, wie es morgen bei Tageslicht hier aussieht.