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Heimreise

Unsere Heimreise dauerte 1 1/2 Tage. Morgens um 9 Uhr verließen wir unsere letzte Unterkunft in Nedumbassery 10 km vom Flughafen Kochi entfernt und flogen nach Chennai. Bei der Gepäckaufgabe klappte alles schnell und reibungslos, aber als wir zum Sicherheitscheck mit unserem Handgepäck gingen, stand dort eine lange Schlange, genauer gesagt waren es zwei Schlangen: eine für die Männer und eine für die Frauen. Vor uns stand eine Engländerin, die ganz angespannt war und ihrem Mann in der anderen Reihe dauernd zurief: Wir verpassen den Flug!“ und er lächelte nur und meinte: „Ist doch noch Zeit.“ Schließlich riss der Engländerin der Geduldsfaden, weil sich in der Frauenreihe nichts bewegte und sie wechselte einfach zu den Männern hinüber – und stand dann dort genauso lange in der Schlange.

Der Grund für das langsame Vorangehen am Gepäckscanner war eine Gruppe von 4 oder 5 indischen Frauen, die genaue Zahl bekam ich nicht raus, weil sie dauernd in der Gruppe in Bewegung waren und eine nicht enden wollende Anzahl von Handgepäcksstücken auf das Band zum Scanner warfen: kleine Handtaschen, größere Taschen, kleine Koffer und das alles in einem Berg, der das Förderband zum Scanner blockierte. Nach einer gefühlten 1/4 Stunde hatte sich dieser Knoten aufgelöst und wir kamen an die Reihe. Die Polizistin, die den Bodycheck durchführte, winkte mich rein bevor Ánatha raus war aus der Kabine und verwickelte uns in ein Gespräch, woher wir kamen, was unsere Berufe waren usw. Dabei verlangte sie, dass ich sogar meine Bauchtasche, die ganz schmal war und nur Bordkarte, Pass und Geldbeutel enthielt aufmachte. Mit flinken Fingern checkte sie überschlagsweise sogar die Zahl meiner Geldscheine im Geldbeutel. Ich ließ ihre Hand nicht aus den Augen – ganz wohl war mir nicht bei ihrem gründlichen Check, aber schließlich schickte sie uns weiter.

Der Flug von der Westküste und dem arabischen Meer bis nach Chennai an der Ostküste und am Golf von Bengalen dauerte nur 1 1/4 Stunden und wir kamen bereits kurz nach 12 Uhr mittags im Inlandsflughafen von Chennai an. Wir fragten einen Flughafenbediensteten, wie wir zum Internationalen Flughafen kommen könnten. Er winkte uns, mitzukommen und brachte uns zu zwei jungen Leuten, die vor dem Flughafenausgang standen und dazu da waren, Reisenden beim Transfer weiterzuhelfen. Da der kleine 4rädrige Elektrotransportwagen gerade unterwegs war, kamen wir ins Gespräch beim Warten und erzählten, dass unser Flug nach Frankfurt erst mehr als 12 Stunden später wäre und wir nicht so recht wüssten, was bis dahin tun, da wir ja auch das Gepäck bei uns hatten. Als wir nach einem Ruhe- oder Aufenthaltsraum für uns fragten, meinte der junge Mann, das gäbe es schon, aber das sei recht teuer und er würde uns vorschlagen, das Gepäck bei der Gepäckaufbewahrung aufzugeben und dann mit der U-Bahn ein paar Stationen bis zu einer großen Shopping-Mall, einem mehrstockigen Einkaufszentrum zu fahren und dort die Zeit zu verbringen. Dort könnten wir sogar englische Filme anschauen, wenn uns langweilig würde.


Unsere Transit-Helferin

Wir ließen uns den Namen der betreffenden U-Bahn Station aufschreiben, steigen dann in den Transportwagen hinüber zum nahgelegenen internationalen Flughafen, gaben unser Gepäck auf halber Strecke bei der Gepäckaufbewahrung ab und stiegen dann in die U-Bahn-Station am Flughafen. Die U-Bahn schien ganz neu zu sein und es war ganz einfach, ein Ticket zu lösen, das richtige Gleis zu finden, und zu unserer Überraschung gab es auf dem Bahngleis eine Markierung, die zeigte, dass Männer- und Frauenwagen getrennt waren.
Anzeige des Bereiches „Nur für Frauen“

Sechs Stationen weiter stiegen wir aus der U-Bahn, gingen ca. 100 Meter eine ganz ruhige Seitenstraße entlang – wir konnten kaum glauben, in Chennai zu sein, da weder in der U-Bahn noch auf dieser Straße viele Menschen unterwegs waren – und waren bereits in der Shopping Mall. Zuallererst viel uns ein riesiger Supermarkt ins Auge – Marke Spar; so weit ist bereits die Globalisierung im Wirtschaftssektor.

Wir merkten, dass wir langsam Hunger bekamen und fragten eine Inderin, die anscheinend zum Personal dieses Gebäudes gehörte, wo wir etwas essen könnten. Sie gab uns ein paar Tipps und wir machten uns auf den Weg durch das Gebäude. Und wir staunten nur: Hier war das moderne Indien, das Indien, das auf dem Weg ist, die drittgrößte Macht der Welt zu werden.

Im obersten Geschoss befand sich der Palazzo, ein Bereich mit 8 Kinos und einem Restaurant, in dem wir gerade noch rechtzeitig ankamen und uns ein Essen am Buffet holen konnten. Wir staunten nur über die Gestaltung des Bereiches: alle westlichen Klischees wurden mit den Bildern bedient, es gab thronähnliche Sitzgelegenheiten, überall Marmor und Kristallleuter …

Wir genossen noch einmal typisch indisches Essen vom Buffet –

– und aßen dieses Mal mit Messer und Gabel (sonst hatte ich öfters wie die Inder mit der rechten Hand mein Essen zusammengemanscht und in den Mund gesteckt mit dieser wunderbaren Technik: Essenskloß auf Zeigefinger und Mittelfinger schieben und ihn dann mit dem Daumen in den Mund schubsen.

Der Bereich mit den Handwaschbecken vor den Damentoiletten:

Anschließend bestaunten wir wunderschöne indische Damenkleidung, wie Saris und vor allem Salwar Kamez. Wie in deutschen Kaufhäusern gab es verschiedene Boutiquen mit besonderen Labeln, die ihren ganz eigenen Stil entwickelt hatten. Traumhaft schöne Kleidung zum Teil.

Da noch viel Zeit war bis wir zum Flughafen mussten, ging ich zum Friseur und ließ mir von einem Top Stylist die Haare schneiden, immerhin ein Drittel günstiger als in Frankfurt.

So verging uns die Zeit ziemlich schnell. Wir kamen ohne Schwierigkeiten mit der U-Bahn zurück zum Flughafen, erhielten unser Gepäck  aus der Aufbewahrung und traten den 10-stündigen Rückflug an. Da der Start um 2 Uhr nachts war, konnten wir gleich schlafen nach diesem langen Tag und kamen ohne größere Turbulenzen um 7 Uhr Ortszeit in Frankfurt an. Jetzt war der Urlaub wirklich zuende – und ich träume schon wieder von einer Rückkehr nach Indien, in dieses so faszinierende, vielschichtige, vielseitige, wunderbare Land.


Wieder zuhause