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Kochi und Rückreise

Unsere letzten 2 ½ Tage verbrachten wir in Kochi, von wo wir dann direkt zum Flughafen für die Rückkehr fuhren. Kochi kannten wir bereits vom letzten Kerala-Urlaub und es war entspannend, sich bereits etwas auszukennen. Gerade fand in Kochi die Biennale statt, zu der in- und ausländische Künstler beitrugen und was sich auch in den besuchenden Touristen bemerkbar machte: weniger Back- und Flashpacker, mehr Kunstinteressierte aus vielen Ländern.

Wir besuchten die ausgestalteten Hallen und sahen interessante und ausgefallene Malereien und Skulpturen, Installationen und Videos.

Hier hieß es Schuhe ausziehen und durchs Wasser gehen…

Eine immerwährende Attraktion in Kochi sind die chinesischen Fischernetze, die von mehreren Fischern gemeinschaftlich betrieben werden. Abends am Strand werden dann die Fische an Verkaufsständen ausgelegt und man kann sich einen Fisch aussuchen und in ein paar der nahegelegenen Restaurants mitnehmen, wo der Fisch dann zubereitet wird.

Und dann hieß es Abschied nehmen von Indien bzw. Kerala. Inzwischen kennen wir viel von diesem Bundesstaat und in diesem Urlaub haben wir auch viel über die politische Lage mitbekommen und sind als westliche Touristinnen gut über die drei Streiktage gekommen.

Internationaler Flughafen Cochi – Elefantenparade

Der Rückflug ging wieder über Jeddah, wo wir dieses Mal 13 Stunden Aufenthalt bis zum Anschlussflug hatten. Zu unserem Erstaunen durften wir offiziell erst 6 Stunden vor Abflug in die angenehmere Lounge für Business- und First-Class-Reisende. Bei unserer Ankunft im Flughafen Jeddah um Mitternacht (Ortszeit) war der Flughafen noch nicht so überfüllt, was sich dann aber im Laufe der Stunden änderte, als dann wieder Pilger aus Mekka für Überfüllung sorgten. Aus einem mit etwas besseren Sitzgelegenheiten ausgestatteten Wartebereich mussten wir nach 5 Stunden hinausgehen, da zwei Männer in einen heftigen Streik gerieten und körperlich aufeinander losgingen. Zur Sicherheit wurde der gesamte Sitzbereich daher geleert, so dass sich nur noch ein paar Flughafenangestellte und der wütende Fluggast darin befanden. Wir haben nicht verfolgt, was dann passierte.

Wir fragten stattdessen am Eingang zur First-Class-Lounge der Saudia Airline mit der wir flogen, ob wir gegen Eintritt Zugang bekommen könnten. Der Angestellte hinter dem Tresen meinte jedoch, es sei alles voll, wir sollten später wiederkommen. Als wir ihm sagten, dass aber inzwischen alles draußen in der Wartehalle überfüllt sei, meinte er nur, wir sollten 6 Stunden vor Abflug wiederkommen, wendete sich ab und ging in die Lounge hinein, ohne uns weiter zu beachten. Wir nahmen das als ein Zeichen, dass wir machen konnten, was wir wollten und gingen einfach in entgegengesetzter Richtung auch in die Lounge, wo wir dann auch Platz fanden. Als später der Angestellte vom Eingang nochmals an mir vorbeiging, übersah er mich einfach … und niemand fragte mehr, ob wir dort sein durften…. Es gab leckeres kostenloses Essen und köstlichen starken Kaffee sowie verschiedene Teesorten. So vergingen die 13 Stunden Wartezeit mit viel Schlafen und hin und wieder etwas Essen.

Jeddah by night

Nach 27 Stunden Reisezeit von Tür zu Tür erreichten wir wieder unsere Wohnung im feuchtkalten Frankfurt. Ende dieses Jahres spätestens hoffen wir wieder auf Reisen zu sein, dieses Mal weitaus länger. Dann geht es weiter mit einem neuen Blog!

Heimreise

Unsere Heimreise dauerte 1 1/2 Tage. Morgens um 9 Uhr verließen wir unsere letzte Unterkunft in Nedumbassery 10 km vom Flughafen Kochi entfernt und flogen nach Chennai. Bei der Gepäckaufgabe klappte alles schnell und reibungslos, aber als wir zum Sicherheitscheck mit unserem Handgepäck gingen, stand dort eine lange Schlange, genauer gesagt waren es zwei Schlangen: eine für die Männer und eine für die Frauen. Vor uns stand eine Engländerin, die ganz angespannt war und ihrem Mann in der anderen Reihe dauernd zurief: Wir verpassen den Flug!“ und er lächelte nur und meinte: „Ist doch noch Zeit.“ Schließlich riss der Engländerin der Geduldsfaden, weil sich in der Frauenreihe nichts bewegte und sie wechselte einfach zu den Männern hinüber – und stand dann dort genauso lange in der Schlange.

Der Grund für das langsame Vorangehen am Gepäckscanner war eine Gruppe von 4 oder 5 indischen Frauen, die genaue Zahl bekam ich nicht raus, weil sie dauernd in der Gruppe in Bewegung waren und eine nicht enden wollende Anzahl von Handgepäcksstücken auf das Band zum Scanner warfen: kleine Handtaschen, größere Taschen, kleine Koffer und das alles in einem Berg, der das Förderband zum Scanner blockierte. Nach einer gefühlten 1/4 Stunde hatte sich dieser Knoten aufgelöst und wir kamen an die Reihe. Die Polizistin, die den Bodycheck durchführte, winkte mich rein bevor Ánatha raus war aus der Kabine und verwickelte uns in ein Gespräch, woher wir kamen, was unsere Berufe waren usw. Dabei verlangte sie, dass ich sogar meine Bauchtasche, die ganz schmal war und nur Bordkarte, Pass und Geldbeutel enthielt aufmachte. Mit flinken Fingern checkte sie überschlagsweise sogar die Zahl meiner Geldscheine im Geldbeutel. Ich ließ ihre Hand nicht aus den Augen – ganz wohl war mir nicht bei ihrem gründlichen Check, aber schließlich schickte sie uns weiter.

Der Flug von der Westküste und dem arabischen Meer bis nach Chennai an der Ostküste und am Golf von Bengalen dauerte nur 1 1/4 Stunden und wir kamen bereits kurz nach 12 Uhr mittags im Inlandsflughafen von Chennai an. Wir fragten einen Flughafenbediensteten, wie wir zum Internationalen Flughafen kommen könnten. Er winkte uns, mitzukommen und brachte uns zu zwei jungen Leuten, die vor dem Flughafenausgang standen und dazu da waren, Reisenden beim Transfer weiterzuhelfen. Da der kleine 4rädrige Elektrotransportwagen gerade unterwegs war, kamen wir ins Gespräch beim Warten und erzählten, dass unser Flug nach Frankfurt erst mehr als 12 Stunden später wäre und wir nicht so recht wüssten, was bis dahin tun, da wir ja auch das Gepäck bei uns hatten. Als wir nach einem Ruhe- oder Aufenthaltsraum für uns fragten, meinte der junge Mann, das gäbe es schon, aber das sei recht teuer und er würde uns vorschlagen, das Gepäck bei der Gepäckaufbewahrung aufzugeben und dann mit der U-Bahn ein paar Stationen bis zu einer großen Shopping-Mall, einem mehrstockigen Einkaufszentrum zu fahren und dort die Zeit zu verbringen. Dort könnten wir sogar englische Filme anschauen, wenn uns langweilig würde.


Unsere Transit-Helferin

Wir ließen uns den Namen der betreffenden U-Bahn Station aufschreiben, steigen dann in den Transportwagen hinüber zum nahgelegenen internationalen Flughafen, gaben unser Gepäck auf halber Strecke bei der Gepäckaufbewahrung ab und stiegen dann in die U-Bahn-Station am Flughafen. Die U-Bahn schien ganz neu zu sein und es war ganz einfach, ein Ticket zu lösen, das richtige Gleis zu finden, und zu unserer Überraschung gab es auf dem Bahngleis eine Markierung, die zeigte, dass Männer- und Frauenwagen getrennt waren.
Anzeige des Bereiches „Nur für Frauen“

Sechs Stationen weiter stiegen wir aus der U-Bahn, gingen ca. 100 Meter eine ganz ruhige Seitenstraße entlang – wir konnten kaum glauben, in Chennai zu sein, da weder in der U-Bahn noch auf dieser Straße viele Menschen unterwegs waren – und waren bereits in der Shopping Mall. Zuallererst viel uns ein riesiger Supermarkt ins Auge – Marke Spar; so weit ist bereits die Globalisierung im Wirtschaftssektor.

Wir merkten, dass wir langsam Hunger bekamen und fragten eine Inderin, die anscheinend zum Personal dieses Gebäudes gehörte, wo wir etwas essen könnten. Sie gab uns ein paar Tipps und wir machten uns auf den Weg durch das Gebäude. Und wir staunten nur: Hier war das moderne Indien, das Indien, das auf dem Weg ist, die drittgrößte Macht der Welt zu werden.

Im obersten Geschoss befand sich der Palazzo, ein Bereich mit 8 Kinos und einem Restaurant, in dem wir gerade noch rechtzeitig ankamen und uns ein Essen am Buffet holen konnten. Wir staunten nur über die Gestaltung des Bereiches: alle westlichen Klischees wurden mit den Bildern bedient, es gab thronähnliche Sitzgelegenheiten, überall Marmor und Kristallleuter …

Wir genossen noch einmal typisch indisches Essen vom Buffet –

– und aßen dieses Mal mit Messer und Gabel (sonst hatte ich öfters wie die Inder mit der rechten Hand mein Essen zusammengemanscht und in den Mund gesteckt mit dieser wunderbaren Technik: Essenskloß auf Zeigefinger und Mittelfinger schieben und ihn dann mit dem Daumen in den Mund schubsen.

Der Bereich mit den Handwaschbecken vor den Damentoiletten:

Anschließend bestaunten wir wunderschöne indische Damenkleidung, wie Saris und vor allem Salwar Kamez. Wie in deutschen Kaufhäusern gab es verschiedene Boutiquen mit besonderen Labeln, die ihren ganz eigenen Stil entwickelt hatten. Traumhaft schöne Kleidung zum Teil.

Da noch viel Zeit war bis wir zum Flughafen mussten, ging ich zum Friseur und ließ mir von einem Top Stylist die Haare schneiden, immerhin ein Drittel günstiger als in Frankfurt.

So verging uns die Zeit ziemlich schnell. Wir kamen ohne Schwierigkeiten mit der U-Bahn zurück zum Flughafen, erhielten unser Gepäck  aus der Aufbewahrung und traten den 10-stündigen Rückflug an. Da der Start um 2 Uhr nachts war, konnten wir gleich schlafen nach diesem langen Tag und kamen ohne größere Turbulenzen um 7 Uhr Ortszeit in Frankfurt an. Jetzt war der Urlaub wirklich zuende – und ich träume schon wieder von einer Rückkehr nach Indien, in dieses so faszinierende, vielschichtige, vielseitige, wunderbare Land.


Wieder zuhause